Klimaschutz rechnet sich

25. Mai 2022

Der Physiker und Experte für fächerübergreifenden Umweltforschung, Prof. Hermann Held, begutachtete insbesondere Kapitel 17 des aktuellen Weltklimaberichtes, in dem es um einen beschleunigten Wandel und um Wechselwirkungen mit anderen Nachhaltigkeitszielen geht.

Am 4. April wurde der dritte und letzte Teil des 6. Weltklimaberichtes veröffentlicht. Hermann Held, Professor für Nachhaltigkeit und Globalen Wandel an der Universität Hamburg, ist Mitglied im internationalen Team der begutachtenden Herausgeberinnen und Herausgeber.

Herr Held, heute erscheint der dritte Teil des Berichtes. Worum geht es?

Dieser Teil prüft, welche Möglichkeiten wir haben, den vom Menschen verursachten Klimawandel abzubremsen. Wie und wo lassen sich Treibhausgase vermeiden? Wie schnell kann und muss es gehen, um bestimmte Klimaziele zu erreichen? Aber auch: Was kostet uns der Klimaschutz und was müssen wir beachten? Nach den naturwissenschaftlichen Grundlagen im ersten Teil und den Auswirkungen und Anpassungsmöglichkeiten in Teil zwei ist dies der unverzichtbare Part, wenn man das Problem ernsthaft an der Wurzel packen will.

Was steht drin, was wir vorher noch nicht wussten?

Besonders interessant ist, dass die Emissionen der Länder diesmal auch mit der Lebensqualität verknüpft werden. Bisher war es so, dass das Wohlergehen stieg, je mehr Ressourcen ein- und umgesetzt werden. Geht es einer Gesellschaft also automatisch besser, je mehr Treibhausgase sie in die Luft pustet?

So hat es sich in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt. Das hat dazu geführt, dass die westliche Zivilisation zum Standard geworden ist – mit entsprechenden Folgen für das globale Klima. Neue Studien zeigen aber, dass diese Beziehung nicht zwingend ist: Es gibt eine Reihe von Ländern, die bei gleicher Lebensqualität mit deutlich weniger Emissionen auskommen. Das ist eine wichtige Beobachtung und macht Hoffnung.

Sie hatten es schon angedeutet, was wird uns das Ganze kosten?

Auf dem Gebiet ist viel geforscht worden, und wir können das jetzt verlässlicher beziffern: Um die durchschnittliche globale Erwärmung auf maximal  zwei Grad Celsius zu begrenzen, werden wir im Jahr 2050 1,3 bis 2,7 Prozent des weltweiten Bruttosozialproduktes benötigen. Die Kosten für eine Begrenzung auf 1,5 Grad Erwärmung liegen bei 2,6 bis 4,2 Prozent. Erfahrungsgemäß wirkt sich dies etwa eins zu eins auf Einkommensverlust und Konsum aus. Da wäre es interessant zu wissen, wie die Bevölkerung zu diesen Zahlen steht.

Wichtig zu wissen ist: Durch die getroffenen Maßnahmen werden teure Schäden vermieden – etwa durch Extremwetter, Ernteausfälle oder Schäden an der Infrastruktur. Stellt man dies einander gegenüber, zeigt sich: Das 2-Grad Ziel rechnet sich ökonomisch.

Eine Langfassung des Interviews lesen Sie auf den Seiten des Centrums für Erdsystemforschung  und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg. 

Der Weltklimabericht des IPCC

Der Weltklimabericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change = Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen und der Weltorganisation für Meteorologie ins Leben gerufen. Ziel ist es, den Stand der Forschung für politische Entscheidungsträger zusammenzufassen – zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels, den Auswirkungen und Anpassungsstrategien sowie nun, im dritten Teil, zu den Minderungsstrategien.

Der IPCC beruft dafür ca. tausend Forschende aus aller Welt. Der Weltklimabericht erscheint aktuell zum sechsten Mal. Darüber hinaus sind mehr als zehn thematische Sonderberichte erschienen.