New Yorker Rapper vertont Klimaforschung

08. September 2021

Der Rapper Baba Brinkman und Prof. Stefan Bühler aus dem Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS haben sich zu einem einzigartigen Projekt zusammengefunden: ein Musikvideo mit Südsee-Feeling, in dem es darum geht, wie Wolken unser Klima beeinflussen – und ob die „little fluffy clouds“ in den Tropen sich künftig positiv oder negativ auswirken werden.

Prof. Bühler, ein Rapper aus New York und ein deutscher Meteorologie-Professor, das ist ja eine ungewöhnliche Kombination. Wer hat wen gefunden?

 Ich bin schon lange ein Fan von Baba Brinkman, der komplizierte Wissenschaftsthemen in coole Rap Songs gießen kann. Daher kontaktierte ich ihn, als ich 2018 eine Summer School über Wolken-Klimarückkopplungen für ein großes EU Projekt plante. Erst hatte ich an einen Live Auftritt gedacht, daraus wurde aber nichts. Stattdessen bot er mir an, gemeinsam einen Song zu entwickeln, und da war ich gleich Feuer und Flamme. Ich habe aus seinen Songs schon viel gelernt über Themen die weit von meiner eigenen Forschung entfernt sind. Daher wollte ich das selber auch mal versuchen.

“Equilibrium Climate Sensitivity. That’s the Holy Grail of the climate quest”, heißt es da zum Beispiel. Ist das nicht sehr vereinfacht?

Einfach ja, aber auch treffend. Wenn ich nur eine Zahl über unser Klima exakt wissen dürfte, wäre es diese! Die Metapher ist also sehr gut. Ich wünschte, wir hätten sie erfunden. Wir waren aber nicht die ersten, die das so formuliert haben. Wissenschaftliche Zusammenhänge so stark zu kondensieren, dass sie in einen Songtext passen, fällt uns Wissenschaftlern nicht leicht. Es lohnt sich aber, auch weil man selber viel dabei lernt.

Ich bin ganz offen in das Projekt gegangen und wollte mich überraschen lassen, was sich entwickelt. Daher habe ich Baba am Anfang einfach einige wissenschaftliche Artikel geschickt, aus denen er erste Ideen für den Song entwickelt hat. Dann gab es einen intensiven Dialog: Er hat Vorschläge gemacht. Ich habe geprüft, ob alles wissenschaftlich korrekt ist, und Gegenvorschläge zurückgeschickt. Ehrlich gesagt hatte ich den Aufwand (für uns beide) ganz schön unterschätzt. Ich würde es aber trotzdem auf jeden Fall wieder machen, weil es einfach sehr viel Spaß gemacht hat.

Ein typisches Corona-Projekt?

Nein, eigentlich nicht. Der erste Kontakt war schon vor der Pandemie, im Dezember 2019. Aber weil Musikerinnen und Musiker ja viele Monate nicht auftreten konnten, hatte er Zeit für neue Formate. Tatsächlich haben Baba und ich uns in der ganzen Zeit aber nur ein einziges Mal gesehen – per ZOOM. Stattdessen haben wir uns sehr viele Emails geschickt, nicht nur zum Text, sondern auch mit Musikaufnahmen und am Schluss mit verschiedenen Stadien des Videos.

Zurück zum Video: “How you gonna plan for a three degree range?“ – muss die Wissenschaft neue Wege gehen, cool sein, um dringend notwendige Veränderungen zu erreichen?

Wissenschaft ist ja schon cool! Nur kommunizieren wir das oft nicht in die Öffentlichkeit. Ich hoffe, dass der Song und das Video sowohl unserer eigenen Community als auch anderen Spaß machen. Und natürlich, dass der Text erklärt, warum die Wolkenrückkopplungen im Klima so wichtig sind. Es ist also auch ein Versuch, mehr Menschen teilhaben zu lassen.

Ich denke, man kann den Text auf verschiedenen Ebenen hören, und jeder hat etwas davon. Diejenigen, die sich gut auskennen, werden an vielen Stellen aktuelle Forschungsarbeiten wiedererkennen. Er soll aber auch für jemanden ohne Vorwissen funktionieren, und die wesentlichen Zusammenhänge rüberbringen.

 

Das Wichtigste zum Schluss: Warum trägt Baba Brinkman im Video Hawaiihemd und sein Partner Skillz FJ spielt Ukulele?

In unserem Forschungsprojekt geht es vor allem um Wolken, Wasserdampf und Zirkulation in den Tropen und so waren die CLICCS Forscherinnen und Forscher im Januar 2020 Teil einer internationalen Messkampagne in der Nähe von Barbados. Wir analysierten mit fünf Forschungsflugzeugen und vier Forschungsschiffen einen Monat lang die Wolken in dieser Gegend. Das war wissenschaftlich einmalig – und die Musiker hat es offenbar auch inspiriert. Hawaii und Fiji, wo Skillz herkommt, liegen natürlich weit weg von Barbados, aber das Tropenfeeling passt einfach super zum Song, finde ich.