CO2-Preis schafft Klimaschutz und mehr Energieunabhängigkeit

20. April 2022

Die Verteuerung von CO2-Emissionen – sei es durch Steuern oder Emissionshandel – gilt als zentrales politisches Instrument beim Klimaschutz. Sie soll den Ausstoß des Treibhausgases reduzieren und Klimaschäden vermeiden helfen. Welcher CO2-Preis angemessen ist, untersucht der Umweltökonom Prof. Moritz Drupp vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit.

Herr Drupp, der Krieg in der Ukraine hat viele Auswirkungen. Was heißt das für das Klima?

Leider betrifft dies nicht zuletzt auch den Klimaschutz, auch wenn das natürlich aktuell vor dem Leid des Krieges in den Hintergrund tritt. Dennoch müssen wir weiter für unsere Ziele arbeiten und die Klimakrise in den Griff bekommen. Ein konsequenter CO2-Preis hilft uns dabei, dass wir schneller klimaneutral werden und uns gleichzeitig frei machen von der Abhängigkeit autokratischer Regime. Der Krieg macht die Rechnung unter anderem für Autofahrer immer teurer, weil der Ölpreis steigt. Der zentrale Unterschied liegt allerdings darin, dass die staatlichen Einnahmen aus der CO2-Bepreisung wieder an die Haushalte zurückgegeben werden können, während die aktuellen Preissteigerungen an Ölfirmen oder autokratische Regime verloren gehen und teilweise auch noch in die Kriegskasse fließen.

Seit Anfang des Jahres greifen Verbraucher in Deutschland bereits für Benzin und Diesel tiefer in die Tasche.

In Deutschland startete das nationale Emissionshandelssystem 2021 mit einem Festpreis von 25 Euro pro Tonne CO2. Seit Anfang 2022 sind 30 Euro je Tonne fällig – das sind pro Liter Benzin ungefähr sieben Cent Aufschlag. Im Europäischen Emissionshandel lag der Preis bereits bei zirka 100 Euro pro Tonne CO2. Das setzt wirksame Anreize, um Emissionen zu reduzieren.

Woher weiß man denn, welcher Preis angemessen und akzeptabel ist?

Klimaökonomen, wie der Nobelpreisträger Nordhaus, benutzen oft Rechenmodelle, um optimale CO2-Preise zu bestimmen. In solche Modelle fließen aber auch Werturteile mit ein, oder spezifische Sichtweisen der Modellierer. Ob die so bestimmten CO2-Preise also adäquat sind oder nicht, ist schwer zu beurteilen. Wir haben daher eine Expertenbefragung durchgeführt, um Empfehlungen für angemessene CO2-Preise auf eine breitere Basis zu stellen. Wir erhielten Antworten von mehr als 400 Expertinnen und Experten aus knapp 40 Ländern. Dabei ging es nicht nur um die Höhe der Preise, sondern auch um Fragen der Politikgestaltung.

Oft heißt es ja, dass sich auch die Experten nicht einig sind.

Die Empfehlungen gehen zwar teils weit auseinander, gleichzeitig zeigen unsere Ergebnisse aber auch, dass sich eine Mehrheit in wichtigen Punkten einigen kann. Zum Beispiel darüber, dass ein einheitlicher globaler Kohlenstoffpreis deutlich höher sein sollte als der derzeitige globale Durchschnittspreis, der vor kurzem auf drei Dollar pro Tonne CO2 geschätzt wurde. Mehr als 95 Prozent der Expertinnen und Experten hielt einen globalen Kohlenstoffpreis von unter fünf Dollar bereits im Jahr 2020 für nicht akzeptabel. Eine Mehrheit kann sich auf bestimmte CO2-Preise einigen – sowohl kurzfristig als auch für das Jahr 2030. Und auch innerhalb der meisten Länder kann sich eine Mehrheit auf bestimmte Kohlenstoffpreise verständigen. Wird zusätzlich ein CO2-Grenzausgleich eingeführt, so dass heimischen Unternehmen international keine Wettbewerbsnachteile entstehen, ist die Einigkeit über nationale CO2-Preise sogar noch größer.

Professor Moritz Drupp ist Umweltökonom am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg und im Exzellenzcluster CLICCS. Eine Langfassung des Interviews lesen Sie auf der Website des CEN.